Diejenigen, die die Idee von Buy Local schon länger verfolgen, kennen den Satz aus der Überschrift. Immer wieder macht Buy Local gegenüber seinen Mitgliedern klar, dass der Einzelhändler des neuen Jahrtausends zum Gemeinschaftshändler werden muss. Das ursprüngliche Narrativ, dass Gewinnstreben und Konkurrenz für Effizienz sowie Innovation sorgen, dieses Narrativ hält einer Analyse nicht mehr Stand. Theoretisch führt Konkurrenz dazu, dass das sich gegenseitige In-Schach-Halten der Konkurrenten untereinander, dafür sorgt, dass kein Marktteilnehmer übergroße Gewinne einfahren kann, damit auf diese Weise die Effizienz allen zugutekommt und Gemeinwohl zur Folge hat (siehe auch, FELBER (2008): 103).
In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass sowohl unser Grundgesetz, als auch die Bayerische Verfassung, Eigentümer und das Wirtschaften selbst mit dem Streben nach Gemeinwohl in Verbindung setzen.
Zitat: „Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl, insbesonders der Gewährleistung eines menschenwürdigen Daseins für alle und der allmählichen Erhöhung der Lebenshaltung aller Volksschichten.“ (Art. 151, 1 der Bayerischen Verfassung)
„Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ (Art. 14, 1 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland)
Allein: Es halten sich wenige daran. Buy Local-Händler sind Mehrmacher, eben aus dem Grund, dass sie auch wichtige Akteure in ihrer jeweiligen Region sind. Sei es durch Sponsorings, durch attraktive Aktionen oder durch die Teilnahme an bevorstehenden Stadt- und Straßenfesten. In diesem Sinne wirtschaften unsere Mitglieder nicht nur in, sondern auch für ihre Region. Buy Locals Aufgabe ist es, diese Vorzüge von inhabergeführten Händler, Handwerkerbetrieben und Dienstleistern einer Region in das Bewusstsein der Kunden zu bringen.
Vielen Kunden ist der Zusammenhang zwischen prosperierender Stadt/Region und einem bunten Strauß an inhabergeführten Unternehmungen nicht klar. Aus dem Unwissen über die Zusammenhänge zwischen einer Vielfalt an Unternehmen und dem Wohlergehen der Kommunalstrukturen ist der Klick und die Bestellung beim reinen Onliner schnell getätigt. Im nächsten Augenblick erstaunt man, ob des schlechten Allgemeinzustandes der Infrastruktur seines jeweiligen Heimatortes. Die Kontextualisierung wird oft nicht gemacht, da es leichter fällt die jeweiligen Kommunalpolitiker als Schuldige auszumachen. Fehlentscheidungen seitens der Politik sind aber nur ein Faktor, der unsere Kommunen handlungs(un)fähig macht. Neben der wirtschaftlich-finanziellen Seite, schadet das Überhandnehmen von Filialisten und Konzernen auch der städtischen Struktur an sich. Immer mehr Innenstädte Europas gleichen einander und man muss schon gut auf die architektonischen Besonderheiten schauen, ob man gerade in der Innenstadt von Leipzig oder von Köln ist.
Die Unternehmungen vor Ort, mit ihren ganz eigenen Unternehmertypen, sind es, die einen Ort einzigartig und lebenswert machen können. Und wir von Buy Local stellen sicher, dass die Händler, die das Eichhörnchen-Gütesiegel an der Ladentür bekommen, zum Gemeinwohl beitragen und herausragende Serviceleistung sowie Qualität anbieten. Diese Händler haben gelernt, dass reines Konkurrenzdenken veraltet ist. Es geht darum sich nicht nur vertikal (sprich mit Zulieferern/Produzenten/Kunden etc.) zu vernetzen, sondern insbesondere horizontal (auf der gleichen Produktionsstufe, branchenübergreifend) zu kooperieren. Neben dem Bewusstmachen der Vorteile des Kaufs vor Ort, ist auch dies Aufgabe von Buy Local: Händler miteinander horizontal zu vernetzen, einen Gedankenaustausch zu ermöglichen und eine Plattform aller Akteure für eine lebendige Stadt zu sein, von der Stadtverwaltung bis zum Endkunden.
Die Wirtschaft ist das einzige System, dessen einzelnen Bereiche und Funktionsweisen allein von uns Menschen erzeugt wurde. Von Zahlungsmitteln, über Distributions- und Kontrahierungspolitiken bis hin zur Ausgestaltung der geltenden Regeln des Wettbewerbs, ist jede Facette der Wirtschaft menschengemacht. Aus diesem Grunde ist es noch offensichtlicher, dass auch nur wir Menschen es in der Hand haben, die Wirtschaft so zu gestalten, dass Sie dem Ziele, dem Allgemeinwohl, näher rückt. Wenn wir uns über Datendiebstahl und Datenmissbrauch beschweren, über die Ausbeutung in Logistikbetrieben, die Arbeitsbedingungen bei reinen Onlinern, die Steuerpolitiken der großen Konzerne und im Endeffekt auch darüber, dass es keinen Bäcker um die Ecke mehr gibt und unsere Innenstädte alle gleich aussehen, dann müssen wir uns auch an die eigene Nase fassen. Jeden Tag haben wir es in der Hand. Jeder Kassenbon entscheidet darüber, wie wir morgen leben wollen.
Historischer Funfact in diesem Zusammenhang: Der Begriff Markt kommt aus dem lateinischen mercatus, der so viel wie die Ware oder das Gut bedeutet. Auf Latein sagte man für bezahlen: „mercedem solvere.“ Das heißt übersetzt: „Das Gut – die Dankbarkeit – muss ausgelöst werden“.
Es gibt sie noch, die Händler in Ihrer Region, die die Auslösung Ihrer Dankbarkeit wert sind. Sie erkennen Sie am orangenen Eichhörnchen. Lassen Sie uns gemeinsam dafür Sorge tragen, dass unsere Städte individuell bleiben, damit wir uns auch morgen noch wohl fühlen in unserer Region. Seien Sie dabei, animieren Sie Ihren Lieblingshändler sich mit Buy Local zu vernetzen, sprechen Sie uns an und erklären Sie auch gerne Ihrem Umfeld, was es bedeutet vor Ort zu kaufen.
Quelle und Buchtipp (Im Buchladen in Ihrer Nähe):
Felber, Christian: Neue Werte für die Wirtschaft. Eine Alternative zu Kommunismus und Kapitalismus. Deuticke im Paul Zsolnay Verlag Wien (2008).
Taghizadegan, Rahim: Alles, was Sie über die Österreichische Schule der Nationalökonomie wissen müssen. FinanzBuch Verlag GmbH München (2017).
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