Wir kennen die Bilder und Nachrichten alle zur Genüge: Während jeden Tag eine neue Expansionsnachricht von Amazon durch die Medien getrieben wird oder Apple sich im Steuerlimbo mit anderen Firmen ein Kopf an Kopfrennen liefert, schließen sich in Deutschland Händler einer Straße oder eines Viertels zusammen und verhüllen ihre Schaufenster. Die Botschaft dazu: „Schaut, das kommt dabei raus, wenn man im Internet kauft“, „Rettet die Innenstadt“ oder „unterstützt die Händler vor Ort“.
Zwar verfolgt Buy Local das gleiche Ziel – das war es aber auch schon. Keinesfalls sollte ein Händler so tief sinken und versuchen das eigene Überleben durch Mitleid zu sichern. Denn dieser Schritt zeigt deutlich, dass sich die Händler mit der Situation arrangiert haben. Man signalisiert den Kunden, dass man eben nicht mehr zu bieten hat, als die Onliner. Man hofft auf die Empathie der Kunden, die ja wohl keine verödete Stadt wollen. Was, wenn die Kunden im 21. Jahrhundert auch die Möglichkeiten des Onlineshoppings beim Einkaufen nutzen wollen?
Handel ist Wandel hieß es einst. Schaut man sich viele Geschäfte an, dann fragt man sich, bis wann dieser Leitsatz eigentlich Gültigkeit besaß? Die Onliner fielen nicht vom Himmel und revolutionierten den Einzelhandel, im Gegenteil, viele Händler belächelten Amazon & Co. statt auf Innovation zu setzen, man schaute sich in aller Ruhe an, was da Ende des letzten Jahrhunderts in Gang gebracht wurde. Es ist aber mitnichten so, dass knapp 20 Jahre später jeder Händler über einen sinnvollen Onlineauftritt verfügt, nicht einmal jeder Händler ist im Internet zu finden. Selbst, wenn man sich nicht auf das Thema Internet versteift, drängt sich die Frage auf, durch was sich das – häufig in Verbindung mit dem stationären Handel proklamierte – Einkaufserlebnis auszeichnet, außer Nostalgie!? Diese Erfahrung gestaltet sich für die Kunden auch nicht besser, wenn man seine Schaufenster zuhängt oder vernagelt. Gleich einem Käfer der auf dem Rücken liegt und eher den Eindruck eines Unterlegenen erweckt als jenen des Machers und Gestalters.
Erfolgreiche Händler, egal ob On- und Offline oder beides, sie haben eines gemeinsam: Sie verstehen die Kunden und schaffen Neues. Zeigt den Kunden nicht, was mit der Innenstadt passiert, wenn dort keine kleinen Geschäfte mehr sind, zeigt ihnen, was sie ganz persönlich verlieren, wenn der unabhängige Handel, das gemütliche Café und das spezielle Restaurant weg sind. Der Kunde will sich sicher sein, dass er für sein Geld die bestmögliche Qualität, die sorgfältigste Beratung und ein rundum gutes Gefühl bekommt. Gerade das Letztgenannte können Onlinehandel oder große Ketten nicht bieten. Die inhabergeführten Unternehmungen sind es, die das Stadtleben attraktiv machen. Sie sorgen dafür, dass nicht nur Produkte verhandelt werden, sondern es wird ein Stück kommunaler Identität geboten. Sie zahlen die Steuern vor Ort, sie bieten attraktive Ausbildungsplätze und gute Arbeitsbedingungen, sie sponsern die Vereine und Festivitäten und sie sind schlussendlich auch ein Teil der Stadt, in der sie wirtschaften. Es gibt also allerhand, was man den Kunden bieten kann, damit diese sich Gedanken darüber machen, wo der nächste Einkauf getätigt wird. Das macht man am elegantesten nicht direkt und allein, sondern einheitlich und gemeinschaftlich über ein bundesweit wiedererkennbares Gütesiegel, beispielsweise das mit dem sympathischen Eichhörnchen. Denn es ist richtiger, die Kunden durch Einfallsreichtum, Leistung und Begeisterung zu gewinnen und zu überzeugen, als sie durch ein schlechtes Gewissen zum Mitleids-oder Unterstützungskauf nötigen? Und das Beste: Tun Sie Gutes – Buy Local redet drüber.
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